Die Schoko-Mousse aus dem Buch *Vegan Love Story*, meinem abschließenden Rezept daraus, bietet mir ein ideales Beispiel, um die Zwickmühle zu veranschaulichen, in der ich mich fühle, wenn es um *anständige Ernährung* geht.
Mein oberstes Prinzip lautet: ich will mich aus der Natur ernähren. Das bedeutet(e) im Gegenzug: ich möchte nicht, dass ich von einer Ernährungsindustrie am Leben gehalten werde. Tja, so weit, so idealistisch. Nun kommt aber eine weitere Prämisse dazu, die mir ebenso viel wert ist: ich möchte nicht, dass Tiere wie eine Sache behandelt werden.
Vor etwa fünf Jahren noch holten wir unsere Milch bei Yolande und Lucien, dort, von wo wir auch unsere Eier erhalten. Einer dieser idyllisch-chaotischen Bauernhöfe wie im Bilderbuch, Lucien in seinem scheinbar einzigen Kleidungsstück, dem Blaumann, von morgens bis abends am Krautern auf seinem Traktor sitzend, den man längst nicht mehr als Oldtimer bezeichnen kann und dazwischen rund um den Hof Hühner, Katzen, Enten, die munter durcheinander springen. Sie haben heute noch um die sieben Kühe, Charolais, darunter meist zwei Kälber, die ganzjährig auf verschiedenen Weiden rund ums Haus stehen.
Yolande gibt den Kälbchen immer hübsche Namen (ich erzählte...) Aber dann hatte die eine Kuh eine teuer zu behandelnde Euterentzündung, die Melkmaschine ging kaputt und Yolande und Lucien sind obendrein längst im Rentenalter. Also ließen sie das mit ihrem Miniatur-Milchbetrieb. Wie das rein wirtschaftlich-existentiell funktioniert, kann ich mir nicht im entferntesten vorstellen. Überhaupt: stirbt diese Generation an Kleinbauern demnächst aus, wird sich das Bild des ländlichen Frankreichs deutlich verändern. Dass sich überhaupt einges im Sauseschritt wandelt, wird auch die neue Milchquote (s. etwa hier) mit sich bringen. Ums nicht golden zu überzeichnen: im Sommer kippte die frische Milch selbst abgekocht oftmals bereits nach zwei Tagen...
Nun, wie schreibt Katha in ihrem Vorwort zu *Immer schon vegan*: viele der veganen Ersatzprodukte sind *hoch verarbeitete Produkte aus industrieller Fertigung* mit einer *langen Zutatenliste inklusive Aromen* - eben genau das, was ich bisher vermieden habe. Aber zum Wohle der Tiere jetzt völlig verzichten auf viele Nahrungsmittel, bin ich als Genussmensch (noch) nicht bereit. Gleichzeitig NERVT es mich auch, wenn ich aus Kochen und Essen eine Wissenschaft betreiben muss. Ich fühle mich außer Stande jedes meiner Nahrungsmittel auf ihre Herkunft überprüfen zu können. Dann lieber Industrie als Lebewesen zur Sache zu degradieren? Ich finds echt kotzig, was wir mit unserem Planeten machen!
Zurück zur Mousse, ja sie ist mit Sojasahne. Und sie schmeckt deutlich besser als die Avocado-Variante. Und eindeutig schlechter als die übliche mit Sahne und Eiern. Der Habib lobte vorallem die reife Mango. Vermutlich würde es ein *Nichteingeweihter* nicht unbedingt merken, dass es sich um ein veganes Dessert handelt. Die Konsistenz fand ich zudem verblüffend gut. Bref: geschmacklich absolut vertretbar.
Zutaten 4P:*
140g vegane Kuvertüre
Grand Cru (70%)
140g vegane Edelbitter-Kuvertüre (49%)
150ml Sojadrink
160g Rohrzucker
2 TL Johannisbrotkernmehl
250ml vegane Schagcreme (Schlagsahne)
50g vegane Kuvertüre-Raspel (49%)
Zubereitung:
Beide Kuvertüren zusammen mit dem Sojadrink über dem Wasserbad schmelzen.
In einem hohen Gefäß den Seidentofu, den Zucker spwie das Johannisbrotkernmehl mit dem Zauberstab fein pürieren. Diese Masse nach und nach unter Rührem zu der flüssigen Kuvertüre mischen. Dann abkühlen lassen.
Die vegane Schlagcreme steif schlagen mit Hilfe eines Rührgeräts (m: meine Sojasahne ließ das nicht wirklich mit sich machen, blieb halb flüssig) und ebenso wie die Kuvertüre-Raspel derart unter die Schokomasse heben, dass dabei eine Marmorierung entsteht (m: funktionierte nicht wirklich, auch wegen der halb flüssigen Sojasahne). Dann für gut 2 Stunden kalt stellen. Zum Servieren mit ein paar Schoko-Raspeln dekorieren.
*Anmerkung m: Die Menge reicht für meine Begriffe gut für 6-8P
Rezension:
Design/ Optik 3,5/5:
Es wollte nicht gleich schnaggeln zwischen *Vegan Love Story* und mir. Der innere Einband erinnert mich an diese komischen 3D-Bildern auf die man schielend starren muß, um ein verstecktes Motiv darin zu finden. Nunja. Die Fotos sind unterschiedlich anlachend... manche lachen auch nicht, oder verstocken - aber dazu siehe unten bei Fotos. Prima finde ich, wenn alle Rezepte bebildert sind - schließlich möchte ich gerne wissen, wie sich der Koch sein Essen auf dem Teller vorstellt: eine Seite Foto - eine Seite Rezept. Super. Überhaupt wirkt das Buch, als hätte es Platz, richtig luftig.
Fotos 3,5/5:
Das Layout der Fotos wechselt: mal nimmt ein Foto eine Seite ganz ein, dann nur einen Teil davon, manchmal sind es gar zwei kleinere. Genauso wechselt bei mir Gefallen und Mißfallen: manche finde ich richtig grottig und andere gefallen mir dagegen wieder richtig gut. Als Beispiel habe ich euch jeweils einen Stellvertreter in die Collage gesetzt.
Rezepte 4/5:
Die Rezepte, die ich nachgekocht habe, fand ich gut und sie haben nach Anweisung funktioniert. Fakt ist: um Freude an *Vegan Love Story* zu haben, darf man keine Berührungsängste mit der veganen Lebensmittelindustrie haben, die gehört dazu. Wenngleich auch - vorallem viele kleinere Speisen - ohne Zusätze auskommen, also pure Natur sind. Praktisch finde ich den Anhang mit den Grundrezepten wie etwa Spätzle, Mayonnaise oder Biskuitteig - allemal spannend wie vorallem Eier substituiert werden. Noch kleben Merkzettel fest, etwa für das *Kebab-Sandwich*, *Kabuli-Pilaw*, *Früchtenussbrot* oder den *Glasnudelsalat*. Kein schlechtes Zeichen.
Nachkochbarkeit 4,5/5:
Viele Dinge wie Reismilch, Tempeh oder Sojamilch habe ich tatsächlich zum ersten Mal für Rezepte aus *Vegan Love Story* gekauft - und ohne Probleme auftreiben können. Wie gerne bei veganen Gerichten wirds auch hier exotisch, so findet sich beispielsweise ein Rezept etwa für ein indisches Randen-Cutlets (laut Kochbuch ein Renner in ihrem Resto) für das ich Asafoetida benötigen würde - noch nie gehört und ich bezweifle, das Gewürz hier kaufen zu können (allerdings wird eine Alternative = Knoblauch) dazu geschrieben. Vom Schwierigkeitsgrad her eignet sich das Kochbuch für Küchenfrischlinge.
Kaufempfehlung 4/5:
Niemand wird sich ein veganes Kochbuch kaufen, wenn er der veganen Küche nicht zugetan ist. Nach Anlaufschwierigkeiten mit dem Buch, aber nach erfolgreichem Nachkochen (es schmeckte!), werde ich mir das Buch nochmals genauer vorknöpfen - ich bin also noch nicht durch damit, sondern werde mir bestimmt weitere Inspirationen daraus ziehen können. Abzüge gebe ich für die Fotos (manche ;) und den doch gehobenen Preis.